3. ADVENT
Lesungen:
1. Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja (35,1-6a.10)
Evangelium nach Matthäus (11,2-11)
Johannes der Täufer sitzt im Gefängnis. Er ist in seinen Predigten so weit gegangen, dass er sogar die Lebensweise des Königs Agrippa - der mit der Frau seines Bruders zusammenlebte - verurteilte. Deswegen sitzt er jetzt im Gefängnis und wird später enthauptet werden.
Johannes hat von Jesus gehört, der sich ihm doch angeschlossen hatte und von ihm getauft wurde. Er versteht diesen Jesus nicht mehr, der so anders lebt als er selbst: Dieser Jesus hält sich nicht in der Einsamkeit der Wüste auf, sondern lebt mitten unter den Menschen; er ist nicht mit einem Gewand aus Kamelhaaren gekleidet und lebt nicht asketisch. Im Gegenteil: Seine Gegner behaupten, er sei ein Fresser und Säufer, der sich mit öffentlichen Sündern einlässt.
Und was erzählt dieser Jesus nicht alles über Gott und über den Messias, der kommen soll? Johannes erwartet einen „Richter“, der ganz anders auftreten wird, der Sturm und Feuer mit sich bringt, der die Menschen richtet für ihre Schuld. Eben einen, der eingreift und durchgreift, aufräumt, alle Bösen und Ungerechten für ihre Taten zur Rechenschaft zieht, ja, sogar‚ dreinschlägt'.
Jesus redet von einem überraschend anderen Gott, der barmherzig ist und nicht bestrafen und verurteilen will, der seine Macht in der Liebe zeigt. Zutiefst menschlich ist Jesus unter den Menschen, richtet auf, heilt, befreit, versöhnt, spricht Vergebung zu. In ihm ist nicht zuerst der richtende, sondern der uns liebende Gott gekommen.
Um das zu bestätigen, beruft sich Jesus auf Jesaja, einen Propheten aus dem Alten Testament. Der hat gesagt: „Wenn der Messias, der Retter, kommt... „Dann werden die Blinden sehen, Lahme gehen, Taube hören, Aussätzige werden rein, Tote stehen auf und Armen wird die Frohbotschaft verkündet!“ Was dieser Prophet gesagt hat, das geschieht jetzt in und durch Jesus. Jesus zeigt: Mit ihm beginnt eine neue Welt Gottes. Mit ihm werden Menschen neue Lebensmöglichkeiten geschenkt. Ein neues Gottesbild. Bedingungslose Liebe Gottes zu den Menschen. Gottes heilende Herrschaft, seine neue Welt, sein Reich, wird jetzt spürbar. Gott zeigt sich in und durch Jesus in anderer Gestalt.
Auch der Prophet Jesaja hat schon dieses erbarmende Kommen Gottes in Bildern voller Freude und blühender Kraft beschrieben. Das wüste und das trockene Land soll sich freuen, wie über das Wasser, das kommt, d.h.: „Allen, die keinen Mut mehr haben und nicht sehen, wie es weitergehen soll, dürft ihr sagen: Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, euer Gott ist da und lässt euch nicht im Stich, Gott wird euch retten!“
Können wir uns das vorstellen? Ich bin ausgetrocknet, weil so vieles auf mich einstürmt. Ausgetrocknet, weil Gespräche mit vertrauten Menschen an Tiefe verlieren. Ausgetrocknet, weil ich es nicht mehr schaffe, zur Ruhe zu kommen. Ausgetrocknet, weil ich in vielen Dingen den Sinn nicht mehr sehe. Ausgetrocknet, weil mein Glaube mir immer mehr fremd wird.
Aber an Jesus dürfen wir uns wenden und sagen: Brich auf in mir, Herr, meine Ängste und Sorgen, die mir den Weg zu dir versperren. Brich auf in mir, Herr, die Blindheit meiner Augen, dass ich dein Licht sehe. Brich auf in mir, Herr, die Taubheit meiner Ohren, dass ich die Botschaft deiner Freude höre. Brich auf in mir, Herr, die Lieblosigkeit meiner Gedanken, dass ich die Not der anderen mittrage. Brich auf in mir, Herr, die Müdigkeit meines Glaubens, dass ich voll Freude und Hoffnung dir entgegengehe.
Wenn ich mich mit dieser inneren Einstellung an Jesus wende, bin ich wirklich adventlich. Dann wird Jesus, dann wird Gott in mir, in meinem Leben, eine heilende Wirklichkeit.
„Gaudete“, Freut euch! „Habt Mut! Fürchtet Euch nicht! Seht da ist Euer Gott!“ Die Freude, von der Jesus spricht, dass sie „in uns“ sei, ist nicht einfache eine „Zugabe“ zum Leben eines Christen. Ohne diese innere Freude bin ich ja noch immer kein wahrer Christ, gibt es für mich kein wirklich christliches Leben. Können wir sagen: „Herr, wir danken dir für die Freude, mit der du unsere Herzen erfüllst? Dein Reich komme!“ Gottes Reich ist angebrochen, wo Menschen aufgerichtet, geheilt werden, sich wirklich zutiefst freuen können.